Motorradausstellung
Radolfzell – die Heimatstadt des Herstellers für Renn- und Tourenmotorräder Champion.
Das Unternehmen existierte zwischen 1926 und 1933 und baute wohl 50 dieser Renn- und Tourenmaschinen in der Werkstatt des Radolfzeller Traktorenbauers Julius Maier in der Löwengasse.

Das einzige heute noch existierende Exemplar der Rennmotorrad-Marke Champion gehört Manfred Schiller aus Radolfzell und befindet sich im Oldtimermuseum Meßkirch, in dem 30 Motorräder im Originalzustand ausgestellt werden.

Das Rennmotorrad, Baujahr 1926, hat einen britischen Villiers-Motor „TT-Super-Sports“ mit 172 Kubikzentimeter, war nie für den Straßenverkehr zugelassen und zeigte ihr Können unter anderem bei den Schienerberg-Rennen, die es früher noch gab.

Historischer Hintergrund
"Temporausch" bestimmte den Zeitgeist in den 1920er-Jahren. Motorisierung bedeutete technischen Fortschritt und Modernisierung. Mit dem eigenen Auto oder Motorrad Wochenendfahrten ins Grüne zu unternehmen, war jedoch ein Status, den trotz der erhöhten Produktion preisgünstiger Kleinwagen nur wenige erreichten. Das Motorrad vermittelte wie das Automobil den in der Weimarer Republik verbreiteten Glauben an technischen Fortschritt und Modernisierung.

War auch das Motorrad vor dem Ersten Weltkrieg noch ein Luxusartikel, so stiegen die Verkaufszahlen in den zwanziger Jahren stark an. Zwischen 1921 und 1924 erhöhte sich der Bestand von Motorrädern in Deutschland von knapp 26.700 auf rund 98.000 Maschinen. Knapp 800.000 Motorräder waren bis Mitte 1931 im Deutschen Reich zugelassen. Im Alltagsleben der Deutschen fand das Kraftrad Verwendung als schnelles, billiges und zuverlässiges Beförderungs- und Transportmittel. Die Neckarsulmer Fahrzeugwerke AG (NSU) setzte als erstes deutsches Unternehmen zum Zweck der Rationalisierung und Typennormung im Motorradbau das Fließband ein. Die 1927 gebaute "NSU 251 R" war ab Werk mit einem 250-ccm-Motor ausgestattet. Er wurde später gegen einen - ab 1928 produzierten - 200-ccm-Motor ausgetauscht: Maschinen bis zu dieser Hubraumgröße waren führerscheinfrei.

Nach dem Zweiten Weltkrieg galt es, ein Volk wieder zu motorisieren. Dies wurde nicht nur mittels der 250ccm-Mobile, die man mit dem alten Führerschein der Klasse 4 fahren durfte, sondern auch durch den erfolgreichen Verkauf von Zweirädern, umgesetzt.

Um einen möglichst breiten Käuferkreis zu erschließen, wurde zum 01.01.1953 eine neue Hubraumklasse eingeführt: 50ccm! Damit war der Definition jedoch noch nicht Genüge getan, denn der Gesetzgeber hatte eine konkrete Vorstellung davon, wie die 50ccm Verwendung zu finden hatten. So bot man diese entweder in einem Fahrrad mit Hilfsmotor, das ab 1954 offizell Moped genannt wurde, an (max. 30 kg Gewicht plus 10% Toleranz, Mindest-Raddurchmesser 580mm, Tretkurbeln mit 125mm Länge) oder in einem Motorfahrrad (schwerer als 33 kg, Pedale, keine Höchstgeschwindigkeit, Führerschein Klasse 4).

Ab jetzt kommt Alfred Kreidler ins Spiel, dessen Zweiräder nicht in dieses Schema paßten. Durch ihr höheres Gewicht als 33 kg waren es weder Mopeds und mit Fußrasten und Kickstarter auch keine Motorfahrräder. Damit hatte Kreidler die Klasse der Kleinkrafträder geschaffen, die sich anschließend in der Lex Kreidler niederschlug, als der Gesetzgeber am 24.08.1953 die STVZO erneut änderte.

Die Kleinkrafträder überfluteten in Folge den deutschen Markt, wobei auch ausländische Hersteller, teilweise über Versandhäuser vertrieben, den deutschen Platzhirschen die Suppe zu versalzen versuchten, bis Mitte der 80er-Jahre der Markt für Kleinkrafträder aufgrund der neu eingeführten Leichtkrafträder völlig zusammenbrach.
Unsere ausgestellten Motorräder
Cecatto
Ceccato war ein italienischer Motorradhersteller, der 1947 von dem ehemaligen Apotheker Pietro Ceccato gegründet wurde. 
In seiner 14-jährigen Motorrad-Firmengeschichte wurde ein großes Modellprogramm an Zweitakter angeboten. Es wurden Maschinen mit einen Hubraum von 50 bis 175 ccm produziert. 

Besonders bekannt waren die 75ccm und 100ccm Einzylinder-Blockmotor-Versionen, die zum Schluss noch durch eine 125ccm Version ergänzt wurden.

Für den Giro d'Italia und andere Motorradrennen baute Ceccato den ersten von Fabio Taglioni entworfenen Motor, einen 75-cm³-OHC-Einzelmotor, der mit Hilfe von Taglionis Studenten des Technischen Instituts entwickelt wurde. 

Das Unternehmen war bis in die 1960er Jahre im Motorradbereich tätig, produzierte jedoch weiterhin erfolgreich Kompressoren und wuchs im Laufe der Jahre. Heute ist Ceccato ein wichtiger Akteur auf dem weltweiten Druckluftmarkt.
Guazzoni
Moto Guazzoni wurde 1935 in Mailand von Aldo Guazzoni, einem erfahrenen Mechaniker, Ingenieur und Motorradhändler gegründet und war bis in die späten 1970er Jahre als Hersteller von Mopeds und Motorrädern tätig
Das Unternehmen begann zunächst mit der Herstellung von Mopeds, konzentierte sich dann aber auf die Produktion von zweckmäßigen Dreirädern.

Mitte der 1950er Jahre führte Guazzoni einen 200-ccm-Viertaktmotor mit obenliegender Nockenwelle ein. Guazzoni wandte sich aber wieder den Ölverbrennern zu und entwickelte eine Vielzahl potenter Rennmotoren mit kleinem Hubraum, darunter einen besonders schnellen Zehntelliter-Zweitakt-Rennmotor, der in den Jahren '55 und '56 die Konkurrenz in Monza völlig dominierte und angeblich zwischen 20 und 30 Weltrekorde aufstellte.

Im Jahr 1960 überrollte die Krise auf dem Motorradmarkt viele italienische Unternehmen wie Bianchi, Parilla und Rumi. Die Firma Guazzoni blieb davon jedoch unberührt. Das kleine Unternehmen mit Sitz in Mailand rettete sich, indem es die Motorradproduktion drastisch reduzierte und sich stattdessen dem Markt für Gokarts und Außenborder zuwandte.

Die Produktion gerät 1976 ins Stocken, als Aldo Guazzoni von einer schweren Krankheit heimgesucht wird, die zwei Jahre später zu seinem Tod führen wird.
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